Werde Erde

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Werde Erde

Reerdigung: In 40 Tagen wird aus einem Körper wertvolle Erde - die Zukunft der Bestattungskultur?

Die Reerdigung stellt eine natürliche Alternative zur klassischen Beerdigung dar. Foto: Meine Erde / Alvarium Kiel

18.11.2024

Nein, das ist kein Verschreiber. Es geht hier um eine noch wenig bekannte, sehr natürliche Form der Beerdigung - genannt Reerdigung.

Wenn im Wald ein Baum stirbt, wird er zu Erde. Genauso wird auch ein menschlicher Körper zu Erde. Diese natürlichen, ursprünglichen Prozesse mit grüner Technologie vereinen - das wird Reerdigung genannt.

Im Gegensatz zu anderen Bestattungsmethoden folgt eine Reerdigung dem Kreislauf und den Gesetzen der Natur. Mikroorganismen verwandeln den Körper in wertvolle Erde.

Sanft auf Stroh und Grünschnitt gebettet

Ist ein Mensch gestorben, wird er auf ein Bett aus Stroh und Grünschnitt gelegt. Durch die Zugabe der pflanzlichen Materialien kann der menschliche Körper wieder zu Erde werden. Auch Blumen sind bei der Einbettung eine willkommene Beigabe. Beigemischt ist immer auch ein Anteil an Pflanzenkohle.

Das Ruhebett befindet sich in einem sargähnlichen Behältnis, dem Kokon, mit optimalen Bedingungen für den natürlichen Verwandlungsprozess. Dieser Kokon bleibt bis zum Abschluss der Transformation verschlossen. Über Anschlüsse für Luft und Wasser wird der Prozess gesteuert.

Das letzte Bett duftet nach Heu und Sommerwiese.

Mikroorganismen helfen bei der Verwandlung

Natürliche Mikroorganismen, die im menschlichen Körper und den pflanzlichen Materialien enthalten sind, transformieren den Körper. Dank perfekter Bedingungen arbeiten die kleinen Helfer sehr schnell. Innerhalb von 40 Tagen verwandeln sie alles Organische in Erde.

Wenn die Natur ihre Umwandlung vollendet hat, ist aus dem Körper fruchtbarer Humus entstanden. Die neue Erde kann nun dem Kokon entnommen werden. Verbliebene Knochen und Knochenfragmente werden verfeinert und dem Humus beigegeben. So entsteht feinrieselige Erde.

Der Kohlenstoff und alle Nährstoffe bleiben in der Erde gebunden, die zum idealen Nährboden für neues Pflanzenleben wird. Nach der Einbringung auf einem Friedhof kann die Grabstelle direkt mit einem Baum oder Blumen bepflanzt werden.

Alvarium - ein geschützter Ort

Die Reerdigungskokons, in denen die Mikroorganismen die Umwandlung vollziehen, brauchen einen geschützten Ort. Diesen Ort nennt man Alvarium, lateinisch für Bienenstock. Die Bezeichnung verbindet zwei Aspekte: Sie knüpft an das Kolumbarium an – einen oberirdischen Gedenkort zur Aufbewahrung von Urnen oder Särgen. Und sie nimmt Bezug auf die umhüllende Struktur, in der die Kokons während der 40 Tage geborgen sind. Die ersten Alvarien sind freie Friedhofskapellen, die gepachtet und hergerichtet werden. pm/cr

Weitere Informationen zum Thema Reerdigung unter www.meine-erde.de/reerdigung