Es war das Jahr 1955, als in der Lausitz der erste Spatenstich für ein industriepolitisches Mammutprojekt erfolgte: Der Grundstein für das spätere Gaskombinat Schwarze Pumpe wurde gelegt – eine gigantische Anlage zur Verarbeitung der heimischen Braunkohle, die über Jahrzehnte zu einer der bedeutendsten Industrieanlagen der DDR avancierte.

Bereits 1959 floss die erste Kohle durch die Förderbänder. Es folgte eine beispiellose Erfolgsgeschichte industrieller Leistungsfähigkeit: In der Endausbaustufe verfügte das Kombinat über drei Kraftwerke, drei Brikettfabriken und drei Kokereien – und versorgte rund 80 Prozent der DDR mit Stadtgas. Schwarze Pumpe wurde zu einem der zehn ertragreichsten Unternehmen der DDR – ein Ort, der Arbeit, Versorgungssicherheit und technologische Pionierarbeit vereinte.
Mit der Wende 1989 kam der Bruch – und gleichzeitig die Chance. Der Zugang zu neuen Technologien und internationalen Märkten öffnete neue Horizonte, machte jedoch auch einen tiefgreifenden Strukturwandel erforderlich. Großanlagen wurden zurückgebaut, ganze Wertschöpfungsketten neu gedacht. Was blieb, war nicht nur der industrielle Kern, sondern auch der Wille zur Erneuerung.
2005-Der Neubeginn als Industriepark
Mit der Ansiedlung der Papierindustrie im Jahr 2005 begann ein neues Kapitel. Die Gründung des Zweckverbands Industriepark Schwarze Pumpe (ZV ISP) durch die Stadt Spremberg und die Gemeinde Spreetal markierte den Start eines zielgerichteten Strukturaufbaus. Unterstützt von der ASG Spremberg GmbH als Infrastrukturbetreiber, wurden seither über 350 Millionen Euro in Straßen, Medienversorgung, Flächenentwicklung und Standortmanagement investiert. Aus dem einstigen Kohlegiganten wurde ein moderner, diversifizierter Industriepark. Heute beherbergt der ISP über 120 Unternehmen aus den Bereichen Energieversorgung, Papierproduktion, Maschinen- und Anlagenbau, Logistik und weiteren Branchen – und das ist erst der Anfang. Denn der ISP steht erneut an einer historischen Schwelle: dem zweiten großen Strukturwandel – dem Kohleausstieg.
2030 im Blick: Mehr als 3 Milliarden Euro für die Zukunft
Bis 2030 sollen über drei Milliarden Euro in neue Technologien, Infrastrukturen und Industrieansiedlungen investiert werden. Die Summe stammt nicht nur aus öffentlichen Mitteln, sondern auch von namhaften Unternehmen und Industriepartnern.
Ziel ist es, den ISP zur europäischen Modellregion für klimaneutrale Industrieproduktion und nachhaltige Wertschöpfung zu machen. Ein Blick auf die Investitionsfelder zeigt:
Die Pläne sind visionär und zugleich konkret:
■ Grünes Stromnetz und Speichertechnologien
Ausbau des Stromnetzes mit Fokus auf regenerative Energien. Speichertechnologien – von Batteriesystemen bis Power-to-X – sollen Versorgungssicherheit gewährleisten und Unabhängigkeit von Schwankungen ermöglichen.
■ Wasserversorgung und Wasserforschung
Wasser als Ressource für Industrie, Kühlung und Forschung: Der nachhaltige Ausbau wird durch ein Wasserforschungszentrum ergänzt, das Lösungen für Kreislaufwirtschaft, Aufbereitung und Einsparung entwickelt.
■ Anbindung an das Wasserstoffnetz
Der ISP wird ans nationale Wasserstoffkernnetz angebunden. Parallel entsteht ein innerbetriebliches H₂-Netz für Produktion, Logistik und Nutzung – Pilotanlagen für grünen Wasserstoff stehen in den Startlöchern.
■ Sicherheits- und Notfallinfrastruktur
Die werkseigene Feuerwehr und weitere sicherheitsrelevante Einrichtungen werden modernisiert und ausgebaut.
■ Logistik der Zukunft
Ziel: Multimodale, ressourcenschonende Transporte durch Ausbau der Schienenanbindung und der Kapazitäten für den kombinierten Verkehr - mit direkter Anbindung an europäische Häfen und Industriezentren.
■ Fachkräftesicherung durch das Innovatorium Lausitz
Aufbau eines überregionalen Kompetenzzentrums für Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und soziale Versorgung in direkter Nachbarschaft zu einem der spannendsten Industrieprojekte Europas.
■ Neue Flächen für Zukunftsbranchen
Erschließung von circa 350 Hektar Industrieflächen für die Wasserstoffwirtschaft, Methanolund E-Fuel-Produktion, Batterietechnologien, Kreislaufwirtschaft und mehr.
Der Industriepark heute: Identität mit Zukunft
Der ISP ist gelebte Industriegeschichte und Symbol für Wandel. Hier treffen Erfahrung und Innovation, Tradition und Fortschritt aufeinander. Es entstehen die Technologien, die das Rückgrat einer klimaneutralen Wirtschaft bilden werden. Nach 70 Jahren steht der ISP erneut an einem Wendepunkt. Doch diesmal ist es kein Bruch, sondern ein Aufbruch - mit dem Willen, den Wandel nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu gestalten. pm