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Buch zur Sängerliedgeschichte: Gelebte Geschichte in Finsterwalde

Das Buch zur Geschichte des Sängerliedes wurde in diesem Monat von Dr. Rainer Ernst, im Finsterwalder Sänger- und Kaufmannsmuseum anlässlich der Ausstellungseröffnung vorgestellt.

18.11.2024
Choregano ist noch neu in der Chorlandschaft der Stadt. Foto: Jürgen Weser
Choregano ist noch neu in der Chorlandschaft der Stadt. Foto: Jürgen Weser

Das Timing passt genau. Eine Woche vor dem Finsterwalder Sängerfest erscheint das Buch zur Sängerliedgeschichte „Wir sind die Sänger von Finsterwalde“. Inwiefern schreibt es ein Stück Finsterwalder Geschichte auf und wodurch zeigt es in die Zukunft der Sängerstadt? 

Unterhaltsame Geschichte

Das Buch wurde in diesem Monat von Dr. Rainer Ernst, begleitet von den Finsterwalder Sängern, im Finsterwalder Sänger- und Kaufmannsmuseum zur Eröffnung der Ausstellung „Ein Lied wird 125–vom Gassenhauer zum Sängerlied“, vorgestellt. Um es vorwegzunehmen, Autor Dr. Rainer Ernst hat ein Buch geschrieben, das ein Meilenstein für die Geschichte der Stadt der letzten 125 Jahre darstellt. Unterhaltungswert, Umfang und Tiefgründigkeit auf 220 Seiten ist selbstverständlich, denn seit Dr. Ernst ab 1987 im Finsterwalder Kreismuseum als Museumsleiter gearbeitet hat, war die Beschäftigung mit der Finsterwalder Sängergeschichte und des Liedes und den ganz unterschiedlichen Erzählungen zu seiner Historie eine Herzensangelegenheit für ihn. So wundert die akribische Recherchearbeit nicht, die für seine historische Arbeit selbstverständlich ist. Seit 2019 hat Dr. Ernst an der jetzt erschienenen und reich illustrierten Publikation gearbeitet. „Jetzt bin ich froh, fertig zu sein“, gibt er schmunzelnd zu. „Ohne die großzügige Förderung durch die Sparkassenstiftung Elbe-Elster, die Stadt und den Kulturverein K3 wäre die Publikation nicht machbar gewesen“, so Dr. Ernst. Auch wenn Rainer Ernst weitere Buchpublikationen zur Finsterwalder Geschichte als Herausgeber und Autor verantwortet hat war der jetzige siebente Band zur Sängergeschichte doch „eine besondere Herausforderung“.

Gesangsfreund und Autor

Zwar wurde Rainer Ernst vor einiger Zeit von der Finsterwalder Vokalgruppe „Erbschleicher“ zum Ehrensänger erklärt, ist aber selbst nicht als Sänger unterwegs, obwohl er mit seiner Bassstimme eine der Stimmlagen der jetzigen vier Sänger von Finsterwalde anbieten könnte. „Das lasse ich lieber, ich bin kein besonders guter Sänger“, schmunzelt er, „obwohl ich als Jugendlicher Im Bergarbeiter Ensemble Lauchhammer“ gesungen habe“. Umso besser ist er als Autor regionaler Historie unterwegs. 

Bewegte Lied herkunft

Was erwartet den Leser im Buch „Wir sind die Sänger von Finsterwalde“? Der Untertitel „Der Berliner Gassenhauer und seine Adoptivheimat Finsterwalde“, verrät, hier wird der Blick zunächst auf die Entstehungszeit des Liedes gerichtet und taucht in das Milieu der hauptstädtischen Vergnügungsszene mit Wilhelm Wolff als Schöpfer von etwa 400 Couplets ein, zu denen die Burleske „Wir sind die Sänger von Finsterwalde“ gehört, die am 3. September 1899 in den Berliner Germania-Prachtsälen zur Uraufführung gebracht wurde. 

Hauptstadt des Gesangs

Mit der selbstbewussten Behauptung „Wie kann man nicht aus Finsterwalde sein“, beschreibt das Buch dann, wie es gelingt, aus dem abschätzig gemeinten Lied mit Schmuddel-Charakter ein selbstbewusstes Image für die Sängerstadt Finsterwalde zu machen. Die vielfältige Vereins- und Sängerszene in Finsterwalde ab dem Jahr 1900 holt der Autor ans Licht und damit die vielfältige Vergnügungsszene der Stadt. Da kann man auch mal leicht übertreiben mit „Und in Finsterwalde erfand man den Gesang“. Gern zieht Dr. Ernst hier den Vergleich zu Rixdorf, wo ein ähnlich abwertendes Schmuddel-Image mit „In Rixdorf ist Musike“ übergestülpt worden war und wo man das nicht selbstbewusst umkehrte, sondern in die Ortsumbenennung zu Neukölln flüchtete. Wie sich der Nimbus als außergewöhnliche Sängerstadt entwickelte, wie die Sänger auch zu strammen Soldaten werden sollten im Laufe der Zeit wird dargestellt, wie aus den drei schludrigen Sängern Knarrig, Pampel und Strippe die heutigen Vier Finsterwalder Sänger in Frack und mit Zylinder wurden, die jetzt zehn Mitstreiter unter Regie von Klaus Meyer sind, um rund 50 Auftritte im Jahr zu bewältigen, erfährt der Leser und auch, dass es falsche Zuschreibungen gab. 

Hochwertiger Gesang

Mit Darstellung der jetzige Finsterwalder Sangesszene, mit den zahlreichen verdienstvollen Chorleitern und Sängern, zeigt das Buch auch, es sind Anstrengungen nötig, um den Sängerstadt-Zusatz im Stadtnamen weiter zu verdienen. Bestehende Chöre wie der Frauenchor, der Männerchor Einigkeit und die Erbschleicher und neue Chöre wie Choregano und die Gesangsszene der Kreismusikschule mit zahlreichen Gesangsensembles will dafür sorgen unter dem Motto „Und in Finsterwalde erfand man den Gesang.“ Beim Sängerfest am letzten Augustwochenende, vom 23. bis 25. August, ist das zu beweisen.

Die Publikation „Wir sind die Sänger von Finsterwalde“ von Doktor Rainer Ernst ist für 18,90 Euro im Kreismuseum in Doberlug-Kirchhain, in der Buchhandlung Mayer und in der Touristinformation erhältlich.