Der selbst gestrickte Pullover kratzt, mit der fünften Pfanne kann man wenig anfangen und das Parfüm riecht wirklich nicht so gut. Nur: Darf man das seinen Liebsten sagen? Ja, findet der Psychologe Matthias Richter, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie. Allerdings mit Fingerspitzengefühl. Im Interview erzählt er, warum Notlügen an Weihnachten meistens keine gute Idee sind und wie man drumherum kommt.


Frage: Nach dem Auspacken des Weihnachtsgeschenks wird klar: Es entspricht leider gar nicht dem eigenen Geschmack. Und dann?
Matthias Richter: Grundsätzlich halte ich Ehrlichkeit für die beste Strategie. Es ist für die Beziehungen zu nahestehenden Menschen sicherlich immer noch besser, vielleicht auch eine kleine Kränkung auszulösen, als so zu tun, als würde man sich freuen - und die Enttäuschung mit sich herumzuschleppen. Denn das verfolgt einen weiter.
Und es ist ja auch etwas Menschliches, dass man beim Schenken mal danebengreift. Ich glaube, jeder Mensch hat das schon erlebt: Man bekommt etwas geschenkt, das einem nicht so richtig zusagt. Oder man hat etwas verschenkt und spĂĽrt, dass es bei der anderen Seite einfach nicht passt. Wenn dann nichts gesagt wird, macht das ja auch eine Art schlechte Stimmung.
Meine Empfehlung wäre, erstmal zu schauen: Was an dem Geschenk kann ich denn würdigen, auch wenn es mir vielleicht nicht so gefällt? Also die gute Absicht etwa, die Mühe, die sich jemand gemacht hat. Und dann damit zu beginnen und nicht kategorisch zu sagen: Das ist überhaupt nichts. Dann kann man hinzufügen, was mir an dem Geschenk nicht gefällt und auch gemeinsam einen Ausweg finden. Bei gekauften Sachen gibt es ja vielleicht auch noch eine Umtauschmöglichkeit.
Frage: Die gibt es beim selbst gestrickten Pullover nicht. Ein Grund fĂĽr eine NotlĂĽge?
Richter: Nur weil ein Pullover selbst gestrickt ist, wĂĽrde mir das nicht fĂĽr eine NotlĂĽge reichen. Da wĂĽrde ich sagen: Ich kann sehen, wie viel Arbeit du dir gemacht hast, aber ich mag die Wolle, die Farbe, die Form oder vielleicht den Stil nicht.
Gerade bei etwas Selbstgestricktem könnte eine andere Verwendung ja auch viel sinnvoller sein, als dass man es dann mit nach Hause nimmt, im Schrank liegen lässt und später wegwirft. Vielleicht findet sich jemand anderes, der mehr damit anfangen kann. Aber darüber kommt man nur ins Gespräch, wenn man offen sagt, das gefällt mir nicht. Und dann gemeinsam mit der schenkenden Person überlegt: Wie kann man denn jetzt damit umgehen?
Anders sieht das natürlich bei Menschen aus, die noch nicht oder nicht mehr in der Lage sind mit einer solchen Enttäuschung zurechtzukommen. Da denke ich insbesondere an Kinder, die vielleicht ein Bild gemalt haben oder etwas gebastelt haben, mit dem man nichts anfangen kann. Oder an alte Menschen, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes oder ihres Erinnerungsvermögens so eine Situation nicht mehr gut verarbeiten können.
Frage: Lassen sich Enttäuschungen über Weihnachtsgeschenke überhaupt vermeiden?
Richter: Ich finde: Ja. Nicht hundertprozentig natürlich. Aber die Anzahl solcher Erlebnisse lässt sich reduzieren, indem man vorher Absprachen trifft und sich fragt: Mit welcher Haltung wollen wir uns beschenken, wenn wir es denn überhaupt tun? Ich habe mit meinen erwachsenen Kindern zum Beispiel längst vereinbart, dass wir uns nichts schenken, sondern dass wir uns an der Begegnung freuen.
Wenn man beschließt sich etwas zu schenken, kann man vorher besprechen in welche Richtung das Geschenk gehen könnte. Dann grenzt man das so ein bisschen ein und überlässt es nicht völlig der Fantasie der schenkenden Person. Das wären Maßnahmen, um Enttäuschungen zu reduzieren.
Es gibt aber natürlich auch Familien, die schätzen genau diese Überraschung. Da geht es darum, dass man sich Gedanken macht, was man der betreffenden Person schenken könnte. Dann sollte man aber auch damit rechnen, dass mal ein Treffer daneben geht. Hat man das vorher abgesprochen, ist das ja auch nicht weiter schlimm. dpa


Von Julebukk bis Babbo Natale
Andere Länder, andere Weihnachtfiguren: Den Weihnachtsmann kennen wir alle, aber Europa hat auch noch so manch andere weihnachtliche Figur zu bieten.
Den Weihnachtsmann kennen wir alle, aber Europa hat auch noch so manch andere weihnachtliche Figur zu bieten. Viele Länder haben zwar ihre eigenen Hauptfiguren zum Weihnachtsfest, aber in vielen Gegenden werden sie nach und nach vom allgegenwärtigen Santa Claus abgelöst beziehungsweise existieren nebeneinander.
1. Ein „kackender“ Holzklotz - Katalonien (Spanien)
Kinder in Katalonien bekommen ihre Weihnachtsgeschenke nicht aus einem Strumpf über dem Kaminsims - stattdessen gibt es den Tió de Nadal oder Caga Tió, was direkt übersetzt „kackender Holzklotz“ bedeutet. Diese seltsamen Holzscheite mit einem karikaturhaften Gesicht werden ab dem 8. Dezember im Haus aufbewahrt, wenn die Katalanen Maria Empfängnis feiern. Sobald Tió sich eingelebt hat, müssen die Kinder ihn warm und gut ernährt halten, und die Eltern stecken jede Nacht vor dem Einschlafen Leckereien in eine kleine Luke auf seinem Rücken. Am Weihnachtstag ist Tió so voller Leckereien, dass er sich erleichtern muss - und dann schlagen die Kinder mit einem Stock auf ihn ein, bis er sie alle „ausscheidet“.
2. Julebukk - Skandinavien
Auf Altnordisch bedeutet Julebukk („Julbock“) „Yule Ziege“ und ist ein großer Teil der Weihnachtskultur in Skandinavien, etwa wie Santa Claus in Großbritannien und den USA. Die Ziege soll Thors Wagen gezogen und später ihr Leben geopfert haben, um ein Festmahl für Thor und seine Freunde zu schaffen. Im Laufe der Zeit hat der Julebukk seine Zuständigkeit abgegeben und heute bringen die Weihnachtszwerge Tomten (Schweden), Nissen (Norwegen) und Tonttu (Finnland) die Geschenke an die Türen der Kinder.
3. Die Weihnachtshexe - Italien
Es ist Befana, nicht der Weihnachtsmann, die den Kindern Italiens Geschenke überbringt. Befana klopft am 6. Januar, dem Tag der Dreikönigsfeier, an und stellt hohe Ansprüche an die Kinder. Wenn sie in diesem Jahr ungezogen waren, füllt sie ihren Strumpf mit Kohle, und in manchen Gegenden Italiens bekommen sie nur einen Stock. Der Legende nach sammelten die Heiligen Drei Könige Geschenke für das Jesukind. Alle kamen aus ihren Häusern, außer Befana, da die stolze Hausfrau behauptete, sie hätte zu viel zu fegen. Am nächsten Tag rannte sie den Heiligen Drei Königen nach, Geschenke in den Armen, aber sie waren längst verschwunden. Jetzt soll sie auf ihrem Besen herumfliegen und Geschenke an die Kinder der Welt verteilen. Es gibt in Italien aber auch den Babbo Natale („Vater Weihnachten“) und das Gesù bambino („das Christkind“). Babbo Natale ist an den amerikanischen Santa Claus angelehnt und wird, genau wie das Verteilen der Geschenke bereits am 25. Dezember, immer populärer. babbel.com.de /cr